Wir haben uns sehr über die Teilnahme an diesem spannenden Wettbewerbsverfahren gefreut und möchten uns dafür nochmals bei dem Auslober und der Jury bedanken!
Der Entwurf einer neuen Bebauung für diese markante Stadttor-Situation – stadteinwärts nach Überquerung der Elbbrücken – hat uns viel Freude bereitet. Das ambitionierte Konzept einer Nutzungsmischung aus Wohnen, Hotel und Büro in einem schlanken, aber abwechslungsreichen Baukörper zu realisieren, haben wir in zahlreichen Modellstudien untersucht.
Die Geometrie des Ortes
Geschichte des Stadtraumes
Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht im Hamburger Stadtteil Hammerbook auf dem orthogonalen Netz aus Straßen und Kanälen nach den Plänen von William Lindley eine dichte, städtische Blockrandbebauung.
1943 zerstört die Operation Gomorra diese zu überwiegendem Teil bis auf wenige, bis zum heutigen Tage verbliebene Fragmente.
Ein weiterer, fast ebenso gravierender Eingriff in die Morphologie des Ortes stellt die Umverlegung der Amsinckstraße Anfang der 1960er Jahre dar. Diese folgt fortan sowohl in ihrer Breite als auch in ihrem geschwungenen Verlauf den Maximen der „autogerechten Stadt“ und damit den Mechanismen der totalen Automobilität.
Der Stadtraum wird hier zum Zeittunnel.
Durch diesen neuen Verlauf der Amsinckstraße wird der ehemalige Halbblock des heutigen Grundstücks Nr. 45 zwischen Straße und Kanal um nahezu die Hälfte beschnitten und ist nun kaum noch als Teil der ursprünglichen städtebaulichen Struktur erkennbar.
In den Jahrzehnten danach werden auf dem Raster von Lindley einerseits die Kanäle verfüllt und andererseits ein System von orthogonalen Bauten errichtet, deren geringer inhaltlicher Zusammenhang die frühere stadträumliche Qualität vermissen lässt.
Entlang der Amsinckstraße schicken sich neue Bauten an den Raum der geschwungenen Straße zu fassen und nachzuzeichnen. Ein Ansatz, der rückschauend, nur bedingt von Erfolg gekrönt scheint.
Stadt und Haus
Der Wunsch, die Zeit zurück zu drehen und an dieser Stelle im Sinne von „Stadtreparatur“ das ursprüngliche Gefüge von Traufkanten und Raumfassung wieder herzustellen scheint verständlich, jedoch angesichts der starken Beschneidung des Blockes wenig erfolgversprechend.
Das vorliegende Bebauungskonzept für das Grundstück schöpft seine Kraft daraus die Orthogonalität des „Teppichs“ von Lindley thematisch aufzunehmen.
Durch Staffelung sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe, bei einer gleichzeitig klar ablesbaren Modularität, entsteht ein Baukörper, der die Summe der stadträumlichen Vorgaben erfüllt ohne es dabei an Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit missen zu lassen. Ähnlich wie es dem amerikanischen Architekt und Illustrator Hugh Ferriss in seinem berühmten Buch „The Metropolis of Tomorrow“ 1929, der „mathematisch gefassten Abtreppungsvorschrift der New Yorker Bauordnung von 1916“ gelungen ist.
Die Lage des Grundstücks an einer Innenkurve stellt insbesondere für die Erkennbarkeit der Eingänge eine besondere Herausforderung dar.
Besondere Bedeutung kommt daher der Wahrnehmung des Volumens über die kurzen Seiten und in der Vorbeifahrt zu: Durch das Vor- und Rückstaffeln ändert sich die Silhouette des Hauses, wenn man sich auf der Amsinckstraße bewegt, oder aber auch über die Nordkanalbrücke fahrend, die Stadt verlässt und in die Gegenrichtung blickt.